Das ist sicher noch nicht oft geschehen: Unser Männerchor sang im Paul-Gerhardt-Haus, der evangelischen Kirche von Rhede.
Pfarrer Dr. Markus Totzeck leitete den Gottesdienst zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Walburga und Ernst Christoph Wülfing. Vor 50 Jahren hatten sie in einer katholischen Kirche geheiratet, und die heutige Feier sollte eben in der evangelischen Kirche stattfinden, oder wie Herr Totzeck formulierte, in der gemütlicheren Kirche. Wir freuten uns jedenfalls, dass wir unserem Sangesbruder und seiner Frau ein paar Lieder vortragen durften.
Einige Kinder und Enkel des Jubelpaares leben in Südamerika und konnten an der Feier nicht teilnehmen, für sie wurde die ganze Zeremonie live gestreamt, die Kinder in Argentinien hatten sogar schulfrei bekommen, damit sie wenigstens etwas Anteil am schönen Fest ihrer Großeltern nehmen konnten.
Nach unserm ersten Lied „Herr, auf den ich schaue“, dem Eingangsvotum, Schuldbekenntnis, Kyrie und Eingangsgebet sangen wir gemeinsam mit den Hochzeitsgästen „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, eines von vielen Liedern, die Paul Gerhardt (1607–1676) geschrieben hat, er gilt als einer der bedeutendsten Kirchenlieddichter.
Das Lied wird noch im Originaltext gesungen, daher kamen uns verschiedene Worte und Redewendungen etwas seltsam und liebenswert altertümlich vor.
Der Text wurde im Laufe der Zeit mit verschiedenen Melodien verknüpft, die jetzt gebräuchliche stammt von August Harder (1775–1813), der sie aber für einen anderen Text komponiert hatte. Wikipedia schreibt dazu: „Diese Bearbeitung ist etwas problematisch, da die Form der Melodie eine Wiederholung der letzten Textzeile einer jeden Strophe verlangt, wodurch häufig Textzeilen von geringer Wichtigkeit ein zu starkes Gewicht zukommt.“ (Der Originaltext besteht aus fünfzeiligen Strophen). „Der beschwingte, fröhliche Ton der Melodie passt dennoch sehr gut zum Charakter des Gerhardtschen Textes und trug sehr zur Beliebtheit des Liedes bei.“
Pfarrer Totzeck las aus dem 1. Korintherbrief das 13. Kapitel vor, das „Hohe Lied der Liebe“ und legte die Schrift in seiner Predigt aus. Immer wieder kam er auf das Bild „Der große Weg“ von Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) zu sprechen, das die Beiden schon 50 Jahre begleitet und das sie auf die Liedblätter zu ihrer Goldhochzeit aufgedruckt haben.
Vor der Predigt hatten wir den Chorsatz „Ich bete an die Macht der Liebe“ vorgetragen. Im Anschluss an die Predigt erklang ein gemeinsames „Großer Gott, wir loben dich“.
Nach der Segnung des Ehepaares sangen wir alle gemeinsam „Danke für jeden guten Morgen“.
Drei Söhne trugen die Fürbitten vor, nach dem Vaterunser sang der Chor „Frieden sei dieser Welt beschieden“ und nach dem Segen als Abschluss „Groß ist dein Name.“
Manche gratulierten nach dem Gottesdienst noch kurz, dann ging´s auf dem Rad zu Café Kamps, dort sollte nach unserm Ständchen der Tag ausklingen.
Im Wintergarten des Cafés wünschten wir „Gesundheit, Glück und Gottes Segen“, dann gratulierte Markus den Gastgebern mit netten Worten, einem kleinen Geschenk und einem Lied von Reinhard Mey.
Er wünschte den Beiden, dass sie wie im Lied noch lange sagen könnten:
„Wie vor Jahr und Tag, liebe ich Dich doch,
Vielleicht weiser nur und bewusster noch,
Und noch immerfort ist ein Tag ohne Dich
Ein verlor‘ner Tag, verlor‘ne Zeit für mich.
Wie vor Jahr und Tag ist noch immerfort
Das Glück und Dein Name dasselbe Wort.
Allein, was sich geändert haben mag,
Ich lieb‘ Dich noch mehr als vor Jahr und Tag.“
Wir schlossen schnell noch ein paar flotte Liedchen an, ua die dreifache Bearbeitung der „Launischen Forelle“ von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und Wolfgang A. Mozart.
Beim Kanon „Wir wünschen Euch viel Segen“ sangen und schunkelten die Gäste gerne mit uns.
Dann zogen die – mittlerweile doch sehr durstig gewordenen – Sänger um die Ecke in einen kleineren Wintergarten, wo wir rasch mit Kaltgetränken und Frikadellen versorgt wurden. Walburga und Ernst Christoph schauten noch mal bei uns vorbei und bedankten sich für die musikalische Begleitung. Es hatte ihnen wohl großen Spaß gemacht. UNS Auch!! Auch unsere Dirigentin schien sehr zufrieden zu sein.